Blitze fotografieren

Landschaftsfotografie bei Gewitter

Blitze fotografieren? Das ist gar nicht so schwer.
Zu den dramatischsten Bildern zählen fraglos Bilder mit dunklen Gewitterwolken oder gar mit einem Blitz. In den Sommermonaten gibt es in den Bergen (Alpen, Karpaten, Pyrenäen) oder auch im Flachland häufig Gewitter, was die Chance für Gewitterbilder mit Blitz erhöht. Für das Fotografieren von Gewittern ist keine besondere Ausrüstung notwendig. Allerdings sollten Sie damit völlig intuitiv umgehen können, denn die Zeitspanne, in der Sie packende Fotos einer Gewitterzelle machen können, ist kurz. Um es gleich vorwegzunehmen: Für die Blitzfotografie benötigen Sie ein Stativ.

Welches Objektiv benötigen Sie, wenn Sie Blitze fotografieren möchten?

Wenn Sie auf einer Anhöhe stehen und auf einen gegenüberliegenden Höhenzug blicken, wo sich die Gewitterwolken in einer großen Entfernung auftürmen, bietet sich eher ein Teleobjektiv an. Mit ihm können Sie auch Details einer Wolke fotografieren. 
Auf einer ausgedehnten Ebene oder auf einem Berg mit Weitsicht sollten Sie ein Weitwinkelobjektiv verwenden, mit dem Sie die Gewitterwolke im Ganzen fotografieren können. Nicht zuletzt hängt die Wahl der Brennweite auch von der Art und Weise Ihrer gewünschten Komposition ab.

Benötigen Sie Filter beim Fotografieren von Gewitterwolken?

Solange ausschließlich die Gewitterwolke zusammen mit der Landschaft fotografiert wird, können Sie wie gewöhnlich sowohl mit Grauverlaufs- als auch mit Polarisationsfilter arbeiten.
Nun bleibt es meistens nicht nur bei der Gewitterwolke, denn häufig zeigen sich nun auch Blitze. Liegt nun der Fokus bei Blitzbildern, sollten Sie alle Filter vom Objektiv nehmen, um »Doppelblitze« zu vermeiden. Diese entstehen durch das grelle Licht des Blitzes, das zwischen dem Filter und der Frontlinse reflektiert wird. 

Aufnahmetechnik bei Blitzen

Eine lange Belichtungszeit zwischen fünf Sekunden und einer knappen Minute macht es einfacher, mit einer Kamera einen Blitz zu fotografieren. Eine solch lange Belichtungszeit zu erreichen, fällt leicht bei Dämmerung (Blaue Stunde) oder bei Nacht. 
Bildkomposition und Belichtung sollten passen, bevor Sie richtig mit der »Blitzjagd« beginnen. Um die Belichtungszeit adäquat steuern zu können, sollten Sie im manuellen Modus arbeiten. Machen Sie ein paar Probeaufnahmen und nehmen Sie die nötigen Korrekturen zu Bildaufbau und Belichtung direkt vor. Bedenken Sie, dass zu helle Bilder auch durch Wetterleuchten – Blitze, die sich innerhalb der Wolken entladen – entstehen können. Das sollte Ihre Belichtung nicht beeinflussen.
Ob Sie fünf Sekunden oder eine knappe Minute belichten, ist für den Blitz im Bild egal, denn er leuchtet ja nur einen kurzen Augenblick. Anders verhält es sich mit dem Rest der Aufnahme, denn sowohl Hinter- als auch Vordergrund werden je nach Dauer der Belichtungszeit heller oder dunkler dargestellt.
Bei Tag ist der Helligkeitsunterschied zwischen Blitz und Himmel gering, weshalb Blitze hier deutlich weniger zur Geltung kommen. Da Gewitterwolken den Himmel aber meist deutlich verdunkeln, kann sich ein Versuch lohnen. Die gewünschte lange Belichtungszeit erreichen Sie mit einem niedrigen ISO-Wert wie z. B. ISO 100 oder besser noch ISO 50 (falls das laut Handbuch Ihrer Kamera der niedrigste Wert ist) und einer möglichst geschlossenen Blende (nicht mehr als f/16 bei Vollformat). Mehr als ein paar Sekunden werden es aber nicht sein. 

Suchen Sie Schutz

Schließlich: Entweder zieht das Gewitter ab oder es kommt auf Sie zu. Wenn es sich auf Sie zubewegt, folgt der sogenannte »Abwindbereich« der Gewitterzelle zusammen mit dem Niederschlag. Dann müssen Sie so schnell wie möglich einen sicheren Ort aufsuchen, wo Sie vor Blitzen, Hagel, Starkregen und eventuell auch einer Springflut sicher sind. In ebenem Gebiet ist dies relativ einfach, denn Sie könnten sich in ein Auto zurückziehen. In den Bergen heißt es kreativer sein. Im Idealfall fotografieren Sie in der Nähe einer Hütte, wo Sie Schutz suchen können. Bitte denken Sie daran, dass bei aller Abenteuerlust die Sicherheit immer Vorrang hat. 
Nach dem Niederschlag ist es meistens noch nicht vorbei, denn dann ergeben sich auf der Rückseite der Gewitterzelle Möglichkeiten für Motive. Häufig treten dann Mammatus-Wolken auf (die man manchmal auch zu Beginn eines Gewitters sieht).

Standpunkt für Gewitterfotos

Der ideale Standpunkt für Gewitterfotos liegt in einem Radius von 25 bis 40 Kilometern, gemessen vom Zentrum der Gewitterzelle. Wenn Sie in dieser großen Entfernung mit dem Fotografieren beginnen, bieten sich Ihnen Möglichkeiten für abwechslungsreiche Fotos. In solch weiten Distanzen können neben Blitzen und Mammatus-Wolken auch Gewitterwolken als Ganzes fotografiert werden.

Wetterleuchten 

Wetterleuchten tritt auf, wenn ein Gewitter sehr weit entfernt ist oder wenn sich Blitze innerhalb einer Wolke entladen. Die Gewitterwolke beginnt in solch einem Fall zu »flackern«. Wenn das Wetterleuchten sehr weit entfernt ist, muss sehr viel Licht in das Objektiv fallen, damit das Flackern überhaupt sichtbar wird. Am besten verwenden Sie hier ein Teleobjektiv bei Offenblende und stellen in der Kamera einen ISO-Wert von 1600 ein (oder mehr, je nach Rauschverhalten Ihres Sensors). 

Im Regen fotografieren

Wenn die ersten Tropfen fallen, heißt es zunächst ausharren, denn der Platzregen beginnt in der Regel später und ein paar Tropfen schaden dem Kameragehäuse nicht. Meistens können Sie mehrere Minuten lang weiterarbeiten, bevor Sie das Fotografieren abbrechen müssen. In dieser Zeit sollten Sie Frontlinse und Kameragehäuse regelmäßig mit einem Mikrofasertuch abtupfen. 

Eine Mammatus-Wolke in den Bergen Zentralasiens.
In Kirgistan in Zentralasien traf ich auf einer rund 3000 Meter hohen Hochebene auf Mammatus-Wolken. In ausgeprägter Form tritt diese Erscheinung ausschließlich an Gewitterzellen auf – allerdings nur, wenn es ein starkes Gewitter ist.

Das Timing für Blitzfotos

Das Fotografieren von Blitzen erinnert ein wenig an ein Katz-und-Maus-Spiel, denn ob und wie es blitzt, erfährt man erst vor Ort. Dennoch verrät die gewöhnliche Wettervorhersage ziemlich gut, wo und wann ein Gewitter mit Blitzen aufzieht. Außerdem bieten Websites wie www.blitzortung.org oder www.lightningmaps.org hilfreiche Blitzvorhersagen für die Planung von Blitzfotos. Die Karten der Websites zeigen, wo es gerade blitzt. 
Die meiner Meinung nach schönsten Fotos entstehen, bevor die Gewitterwolke ausbricht und die Regenmassen strömen. Mit anderen Worten heißt dies, dass Sie auf die sich nähernde Gewitterwolke blicken und fotografieren – die Fotos werden interessanter, je näher die Gewitterwolke kommt. 

Apps für die Gewitter- und Blitzfotografie

  • »My Lightning Tracker & Alerts« ist eine Top-App, um Blitzeinschläge auf der ganzen Welt nahezu in Echtzeit zu überwachen. Darüber hinaus kann ein Niederschlagsradar eingeblendet werden.
  • »Live Lightning« ist ähnlich, allerdings werden Blitze nur in Europa live lokalisiert.

Während es in diesem Beitrag um Landschaftsfotografie bei Gewitter geht, gibt es in der Kategorie Fotografie Tipps zahlreiche Tipps & Tricks zur Landschaftsfotografie bei windigem Wetter sowie Infos zum Licht in der Fotografie.

Foto-Tipp: Mehr Fotografie-Tipps zur Naturfotografie gibt es in meinem Buch.


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Ein Fotobeitrag mit Landschaftsaufnahmen aus Patagonien im österreichischen Universum-Magazin.
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Ein Interview auf FotoTV mit Markus Thek.

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Sorry. Das sind Texte und Bilder von Markus Thek. Danke. markusthek.com ©